Flusskrebsschreiber und Odometer

September 25th, 2012

Leonardo da Vinci war ein Genie, das ist sowieso klar, und sollte man es noch nicht gewusst haben, wird man beliebig viele Italiener finden, die es einem erzählen. Und so waren die Aufgaben des ersten Wettbewerbstags der IOI diesem unnachahmlichen Universalisten gewidmet. Zwei der Aufgaben waren direkt nach seinen Erfindungen benannt. Zum einen das Odometer: ein Karren, der mit jeder Radumdrehung einen Stein fallen lässt, so dass man eine zurückgelegte Entfernung aus der Anzahl der „verlorenen“ Steine ermessen konnte (Hänsel und Gretel hätten sich auch über dieses praktische Werkzeug gefreut, aber da sie bekanntermaßen aus eher bildungsfernen Schichten stammten, war Leonardo ihnen vermutlich unbekannt). Zum anderen „il gambero scrivano“, von den Kollegen aus Luxembourg unelegant als „Flusskrebsschreiber“ übersetzt, wobei ehrlich gesagt keiner der an den deutschen Aufgabenübersetzungen beteiligten Kollegen einen besseren Begriff auf Lager hatte.

Odometer und Flusskrebsschreiber waren also Hintergrund zweier interessanter Aufgaben – mit denen die Teilnehmer allerdings sehr unterschiedlich gut zurechtkamen, wie die Ergebnisübersicht belegt. Das Odometer, als Geschöpf eines Genies, war dann sogar in der Lage, das IOI-Genie Korotkevich derart in Staunen zu versetzen, dass er zwar keinen der fallen gelassenen Steine, aber immerhin 12 Punkte auf dem Weg zum vierten IOI-Sieg liegen ließ. Damit musste er am Ende des ersten Tages Platz 1 dem US-Teilnehmer Johnny Ho überlassen, der als einziger alle Aufgaben vollständig löste. Glückwunsch!

Das deutsche IOI-Team (mit Guide) im "Analysis Mode" nach der ersten Klausur

Tobias Lenz und Julian Labeit aus dem deutschen Team nahmen es immerhin locker mit dem Flusskrebsschreiber auf und rangen dem Odometer zumindest gut die Hälfte seiner Geheimnisse ab. Mit 158 bzw. 157 Punkten sind sie auf Silberkurs! Jannes Münchmeyer greift nach Bronze, und auch für Tilmann Bihler, der eine gute Lösung wegen eines kleinen Programmierfehlers nicht in Punkte umsetzen konnte, hat noch Chancen.

Morgen ist für die Contestants Entspannung im Gardaland angesagt, während der Teamleiter wichtige Vorträge bei der „Young Talents Conference“ in Milano anhören darf. Hurra!

Ein Blick auf den Gardasee von der IOI-Unterkunft, dem Garda Village in Sirmione.

Die erste Klausur

September 25th, 2012

… läuft seit etwa zwei Stunden, das Scoreboard mit der (Zwischen-)Ergebnisübersicht funktioniert auch bereits seit etwa einer halben Stunde. Hier ist es zu sehen. Die Mitglieder des deutschen Teams liegen derzeit im guten Mittelfeld, aber da tut sich sicher noch etwas. Vorne an der Spitze gibt es eine keine Überraschung: Gennadi Korotkevich aus Weißrussland, der bereits die letzten drei IOIs gewonnen hat, liegt praktisch von Anfang an vorne, hat die beiden „klassischen“ Aufgaben bereits gelöst und auch in der etwas ungewöhnlichen, aber sehr interessanten Aufgabe „Odometer“ die ersten Teilaufgaben gepackt. Klasse!

IOI 2012: „Con la macchina …

September 25th, 2012

… si fa bella figura!“ ist der Satz, den ich mir aus einem Italienisch-Kurs von vor etwa zwanzig Jahren am besten gemerkt habe: Mit einer Maschine (genauer: einem Auto) macht man immer einen guten Eindruck. Ein möglicher Zusatz wäre, dass der Eindruck noch besser wird, wenn die „macchina“ auch funktioniert. Von daher war der Eindruck, den wir gestern Abend (Nacht) hatten, nicht ganz perfekt. Der neue Prozess des papierlosen Wettbewerbs, indem von Bekanntgabe der Aufgaben über die Übersetzung bis hin zur Veröffentlichung im Contest alles elektronisch sein sollte, scheitert erst einmal daran, dass im Übersetzungsraum der Strom ausfiel – das Licht ging aus, der Server mit den Aufgaben dann auch, und gedruckte Fassungen, die man schon einmal hätte lesen können, gab es nicht. Und das Wiki-basierte Übersetzungssystem wäre eine tolle Innovation gewesen, wenn der Server nicht so überlastet gewesen wäre … So wurde es dann locker 03:45 am Morgen, bis wir die Übersetzungen ordentlich auf dem Server hatten. Ja, das verdient Mitleid! 🙂

Die Verantwortlichen diskutieren die Probleme bei der Übersetzung

Nun denn. Nach einer problemlosen, kurzen Anreise, bei der wir am Flughafen Mailand-Linate direkt einen Bustransport bekamen (andere mussten vier bis fünf Stunden warten, bis sie am Flughafen ankamen), kamen wir wohlbehalten im Garda Village in Sirmione an. Nach einer schönen Eröffnungsfeier mit viel musikalischem Talent (Informatik-Talente können ja durchaus verkraften, dass es auch in anderen Bereichen Begabungen gibt) lieferte die Practice Session erste Eindrücke, eine gewisse erste Konfusion im technischen Bereich eingeschlossen, die aber in der Regel schnell behoben wurde. Schade ist, dass die Unterkunft und der Wettbewerbsort, das Centro Fiera in Montichiari, etwa 45 Minuten Fahrzeit entfernt ist – wobei 45 Minuten dazu führen, dass für eine Fahrt jeweils etwa 2 Stunden im Zeitplan vorgesehen sind. Das bedeutet viel Zeit zur Muße, für ein Nickerchen (etwa nach langen – bzw. kurzen – Übersetzungsnächten) oder tiefe philosophische Gedanken, die bei einer IOI, bei der ständig der Geist Leonardo da Vincis heraufbeschworen wird, besonders angebracht sind.

Das deutsche Team bei der Eröffnungsfeier, kurz vor Beginn (vlnr): Julian Fischer (Deputy Leader), Jannes Münchmeyer, Julian Labeit, Tilmann Bihler und Tobias Lenz

Es regnet in Ungarn – u.a. Bronzemedaillen

Juli 12th, 2012

Gestern Abend und heute Morgen hat es doch wirklich geregnet. Das war nach dem bisherigen Wetter nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Geregnet hat es dann im Verlauf des Tages auch noch Medaillen, und zwar in Bronze. Aber das war immerhin schon vor der heutigen Abschlussfeier klar. Seitdem bei den OIs die Ergebnisse schon unmittelbar nach dem Wettbewerb bekannt sind, gibt es um die Medaillenvergabe nicht mehr das große Geheimnis vergangener Jahre. Aber, um mit Wowi zu sprechen, das ist auch gut so. Jeder weiß, woran er ist, und kann die Schlussfeier genießen.

Die Mitglieder des deutschen Teams hatten am zweiten Wettbewerbstag solide gearbeitet, aber ohne die ganz genialen Einfälle. So waren (zum Teil) erneut Punktzahlen von knapp unter 150 zu verzeichnen. Dummerweise konnten damit die Plätze nach dem 1. Tag nicht ganz gehalten werden konnten. Ärgerlich war, dass einige Fehler auf Seiten der Ausrichter den 2. Wettbewerbstag beeinträchtigt hatten, wodurch insbesondere die nicht so erfahrenen Wettbewerber – und dazu gehören im internationalen Vergleich unsere deutschen OI-ler nun einmal – aufgehalten wurden und Zeit verloren. Als Konsequenz entschieden die Teamleiter deshalb, nicht nur die erreichte Gesamtpunktzahl, sondern auch die Punktzahl nach dem 1. Tag in die Medaillenvergabe einzubeziehen.

Schließlich gingen soeben drei Bronzemedaillen an das deutsche Team, nämlich an Julian Labeit, Tobias Lenz und Jannes Münchmeyer. Herzlichen Glückwunsch!



Gruppenbild mit Dame und Medaillen: Guide Zsuzsanna, Tobias Lenz, Jannes Münchmeyer, Julian Labeit und Tilmann Bihler.

Alle vier Informatik-Olympioniken werden Ende September auch bei der IOI in Italien antreten und haben bis dahin Gelegenheit, sich noch mehr Routine anzutrainieren. Die ist für noch bessere Plätze – die allen Team-Mitgliedern absolut zuzutrauen sind – einfach unerlässlich.

Nicht nur Wettbewerb

Juli 11th, 2012

Natürlich ist bei einer Olympiade der Wettbewerb alles was zählt. Aber nebenher gibt es dann doch auch einiges anderes Interessante oder gelegentlich auch Angenehme zu sehen oder zu tun. Hier noch eine Runde Fotos – in diesem Sinne.


Blick auf die Schule (den Ausrichtungsort der CEOI) über den See.


Deutsche und Schweizer bei sportlicher Ertüchtigung im Wasser …


… und danach.


Im Museum in der alten Burg: Römische Zeremonienmaske – Tata lag noch innerhalb des römischen Imperiums.


Darth Vader – oder doch ein Samurai?


Ein Puzzlespiel, das 30 Jahre dauerte: Rekonstruktion eines Raumes aus der Römerzeit.


Ein Buch für den ganz besonders be"geist"erten Leser. So lassen sich Schnapsvorräte besonders intelligent verstecken.

Nur noch zehn Minuten

Juli 11th, 2012

… läuft die zweite Klausur. Nach dem ersten Tag lagen die Mitglieder des deutschen Teams genau im Mittelfeld: fast alle erreichten etwa die Hälfte der Punkte und damit auch mittlere Plätze auf der Rangliste. Heute schienen die Aufgaben zunächst etwas komplizierter zu sein, aber mittlerweile haben drei Teilnehmer (leider nicht aus Deutschland) bereits die volle Punktzahl erreicht. Der erste Eintrag in der Gesamtrangliste mit einem „deu“ findet sich aber erst hinter der voraussichtlichen Medaillengrenze. Und jetzt sind es nur noch neun Minuten.

Ah, aber jetzt keimt wieder Hoffnung auf: Einer ungarischer Wettbewerbsbetreuer erscheint und verkündet eine Verlängerung der Klausur, wegen „technischer Probleme“. Nun denn, wir werden sehen, ob wir beim deutschen Team in dieser Zeit noch Erleuchtungen beobachten können. Hoffentlich!

CEOI 2012: Ein paar Photos

Juli 10th, 2012



Auf nach Ungarn!


Deutsches Team mit Guide.


Hotelgarten und Pool der Teamleader (die Contestants haben auch einen).


Der „Shuttle“ für die Teamleader. Bei Temparaturen von bis zu 35°C eine exzellente Wahl!


Kapelle mitten in der Stadt.


Die deutschen Teilnehmer vor der Practice Session.
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